Angebot schafft Nachfrage: Verkehrskonzept bringt Maßnahmenbündel für Öffis und aktive Mobilität 

Das projektbegleitende Verkehrskonzept zur Donaubrücke Mauthausen ist fertig. Ziel war es, die Möglichkeiten zur stärkeren Nutzung des öffentlichen Verkehrs sowie Maßnahmen zur Bewältigung der letzten Meile zu erheben. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem betrieblichen Mobilitätsmanagement, um Arbeitswege nachhaltiger und bewegungsaktiver zu gestalten. Zudem standen aktive Mobilitätsformen wie das Fahrrad im Fokus der Bearbeitungen.

Das Projekt entstand im Auftrag der Gemeinden Enns, Ennsdorf, St. Valentin sowie St. Pantaleon-Erla und Mauthausen mit fachlicher und finanzieller Unterstützung der Länder NÖ und ÖO. Geleitet wurde das Projekt von Regina Rausch vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung und Stefan Holzer vom Amt der oberösterreichischen Landesregierung. Hier ein Interview zu den Ergebnissen:

Frau Rausch, Sie arbeiten im Land NÖ im Bereich Mobilität und sind daher mit der neuen Donaubrücke Mauthausen vertraut. Warum braucht das Projekt Donaubrücke Mauthausen ein Verkehrskonzept?

Regina Rausch: Ein begleitendes regionales Verkehrskonzept erachteten sowohl die Standortgemeinden als auch die Länder als sinnvoll, um die relevanten Teile der Regionen Perg, Linz Ost und Amstetten über das Projekt neue Donaubrücke hinaus gemeinsam zu denken und zu vernetzen. Die unterschiedlichen Maßnahmen, die wir im letzten Jahr entwickelt haben, sollen Pendlerstaus verhindern und die Klimabilanz verbessern. Auch bei der Infrastruktur gilt: Angebot schafft Nachfrage. Dies bedeutet, dass wir konsequent in die Radinfrastruktur investieren müssen, um den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen. Der öffentliche Verkehr wird nur genutzt, wenn es ein attraktives Angebot für die lokale Bevölkerung gibt. Für uns ist klar: Investitionen in den öffentlichen Verkehr, Radfahren und Gehen bewirken eine Entlastung des Pkw-Verkehrs.

Herr Holzer, Sie haben das Projekt auf oberösterreichischer Seite betreut. Das betriebliche Mobilitätsmanagement war ein wichtiges Ziel. Welche Rolle haben die Betriebe gespielt?

Stefan Holzer: Über die ansässigen Betriebe ist uns gelungen, die beschäftigten Personen und somit die Bevölkerung der Region zu befragen. Wir wollten wissen, welche Interessen, Bedürfnisse und auch Hemmschwellen die Mitarbeitenden in den Unternehmen der Region haben. Unser Verkehrskonzept kann in der Theorie noch so ausgeklügelt sein: Wenn die Menschen, die an diesem Verkehr teilnehmen, andere Vorstellungen haben, können die Maßnahmen nicht funktionieren. Deshalb war uns von Anfang an sehr wichtig, sie mitzunehmen.

Und was waren die spannendsten Ergebnisse aus der Studie?

Stefan Holzer: Unter den 1 800 Befragten gab es eine klare Botschaft: So gut wie alle Mitarbeitenden – nämlich 99 Prozent –, die mit dem eigenen Auto kommen, haben einen gratis Parkplatz am Firmengelände. Dass sie das Auto wählen, liegt nach eigenen Angaben an der Flexibilität, die das Auto in Sachen Dienstbeginn und Dienstende sowie Fahrzeit bietet. Hier könnte man Anreize zur Verhaltensänderung schaffen.

Wie könnten diese Anreize aussehen, Frau Rausch? Gibt es adäquate Alternativen?

Regina Rausch: Der Individualverkehr hat gegenüber dem öffentlichen Verkehr einen klaren Vorteil: Flexibilität und Unabhängigkeit. Wir verstehen, dass diese Freiheit jeder haben möchte. Also liegt es an uns, diesem Bedürfnis nachzugehen. Immerhin wohnt knapp ein Viertel der Befragten nur bis zu 10 Kilometer von ihrem Arbeitsort entfernt. Eine Strecke, die mit einem E-Bike in einer guten halben Stunde zu erreichen wäre. Dafür muss natürlich die Infrastruktur zu und in den Betrieben gegeben sein. Ein Ziel ist daher, ein engmaschiges Radwegnetz mit Anbindungen an wichtige Ortszentren, Knoten des öffentlichen Verkehrs und den Betriebsstandorten zu schaffen. Grundlage dafür ist das Radbasisnetz in Niederösterreich und Radnetzplanungen in Oberösterreich, die nun von den Regionen umzusetzen sind in Kombination mit hohen Förderungen seitens Ländern und Bund. Für weitere Maßnahmen, wie Radservicetage, Ladestationen, Sharingangebote sowie kostenlose Beratungen stehen klimaaktiv mobil als auch das regionale Mobilitätsmanagement Niederösterreich und die Regionalberatung in Oberösterreich zur Verfügung.

Sind Fahrgemeinschaften auch eine Möglichkeit?

Stefan Holzer: Auch Fahrtgemeinschaften waren ein Thema. Fast ein Fünftel der Befragten könnte sich das gut vorstellen. Auch für das E-Auto wurde hohes Interesse gezeigt. Hier liegt es auch an den Betrieben, dieses Potenzial wahrzunehmen und Maßnahmen zu setzen. Die Möglichkeit für mehr Homeoffice und Videokonferenzen würde darüber hinaus helfen, unnötige Fahrtwege einzusparen. Auch das wünschen sich über die Hälfte der Befragten.

Wie sieht es mit den Öffis aus?

Regina Rausch: 10 Prozent der Befragten haben eine Zeitkarte, 10 weitere geben an, dass sie ohne Probleme öffentlich zur Arbeit kämen, aber dies derzeit noch nicht tun. Dort müssen wir ansetzen. Für die kommende Mobilitätswoche, die vom 16. bis 22. September stattfinden wird, gibt es eine tolle Idee, wie wir diese Gruppe in den Betrieben erreichen können. Mit einem Probe-Klimaticket können Nutzer nach dem abgelaufenen Monat entweder bei dem regulären Ticket bleiben oder aber nach Ablauf der 30 Tage kostenfrei stornieren. So lässt sich einfach testen, ob diese Variante vielleicht sogar entspannter ist, als täglich mit dem eigenen Auto zu fahren.

Das sind alles gute Ideen, aber gibt es denn auch schon erste Fortschritte in der Maßnahmenumsetzung?

Stefan Holzer: Für den Radverkehr sind viele kleinere Maßnahmen vorgesehen, die vor allem von den Gemeinden umgesetzt werden sollen. Immerhin wünschen sich knapp die Hälfte der Beschäftigten bessere Radwege zum Arbeitsort. Wir sehen hier das größte Potenzial. Der Öffentliche Verkehr wird mit einer neuen Buslinie zwischen St. Valentin – St. Pantaleon-Erla – Ennsdorf – Enns aufgewertet. Diese Linie 616 verkehrt seit Juli 2023 Montag bis Freitag alle zwei Stunden und zu besonders nachgefragten Zeiten im Stundentakt und bindet auch den Wirtschaftspark Ennsdorf an. Auch für Bus- und Bahnhaltestellen wurden Verbesserungen identifiziert. Für die europäische Mobilitätswoche im Herbst sind gemeindeübergreifend öffentlichkeitswirksame Aktionen in allen fünf Gemeinden geplant. Ein absolutes Novum. Alles scheinbar kleine Maßnahmen, die in Summe aber wirken. 2024 wollen wir uns auch anschauen, wie weit die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen gediehen ist.

Fotos: Land OÖ/Mike Wolf

Wissenswertes

Ein betriebliches Mobilitätsmanagement umfasst die gezielte Förderung einer effizienten, umweltfreundlichen und sozialverträglichen Personenmobilität. Die Maßnahmen betreffen die Wege von und zur Arbeit, die Dienstreisen, den Fuhrpark, die Mobilitätskosten sowie die Infrastruktur. Die  Umsetzung liegt in der Verantwortung der Unternehmen, die beispielsweise Klimatickets, Elektroladesäulen und Leihfahrräder anbieten können. Durch gezielte Verbesserungen in diesen Bereichen können Unternehmen nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden steigern. 

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